20. Jul, 2022Export-See, Hamburg, Import-See

Sehr geehrte Damen und Herren,

der 2 tägige Hafenarbeiterstreik in der vorigen Woche hat den Stau von Containerschiffen auf der Nordsee nochmals anwachsen lassen. Derzeit warten in der Nordsee vor den Häfen Deutschlands, Hollands und Belgiens weiterhin sehr viele Containerschiffe auf ihre Abfertigung und können weder be- noch entladen werden. Allein in der deutschen Bucht vor Helgoland warten derzeit mehr 30 große Containerschiffe mit einer Kapazität von insgesamt etwa 200.000 Standardcontainern bis zu 2 Wochen auf das Anlaufen in Hamburg oder Bremerhaven. Inzwischen stehen dort mehr als zwei Prozent der globalen Frachtkapazität still.

Hintergrund des Hafenarbeiterstreiks sind die aktuellen Tarifauseinandersetzungen zwischen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di  und den deutschen Seehafenbetrieben. Während der Streikzeiten fand in Hamburg und Bremerhaven kein Terminalbetrieb, also auch keine Be- und Entladung von Zügen, LKW und Seeschiffen statt. Leider haben die Streiks negative Auswirkungen auf die Container-Verkehre von und nach Hamburg und Bremerhaven und somit auf die ohnehin schon stark beeinträchtigten internationalen Lieferketten. Der Streik in den deutschen Seehäfen und das anschließende Wochenende hatten beträchtliche Auswirkungen auf die ohnehin schon angespannte Betriebslage im Containerverkehr zu den Terminals per Bahn und LKW. Aufgrund der hohen Auslastung sowie personeller Engpässe hat die Hamburg Port Authority (HPA) die Einfahrt von Container-Zügen in Hamburg derzeit stark eingeschränkt. Zudem streichen viele Bahndienstleister durch den massiven Rückstau weitere Zugumläufe.

Obwohl der jährliche Containerumschlag in Hamburg immer noch wesentlich geringer ist als vor der Finanzkrise im Jahr 2008, sind die Terminalbetreiber weiterhin nicht in der Lage, die Schiffe zügig und planmäßig abzufertigen.

Die Abnahme von Import-Containern per LKW verzögert sich vor allem aufgrund von Schiffsverzögerungen regelmäßig um etliche Tage und macht eine vorausschauende Transportplanung und Importverzollung kaum mehr möglich Für Importcontainer, die per Bahn verladen werden sollen, hat dies zur Folge, dass aktuell nur mit starker Verzögerung auf die Containerzüge geladen werden kann. Des Weiteren gibt es erste Meldungen der Reeder und der Hafenbetreiber, dass man sich vorbehält Container, die 3 Tage nach Löschung nicht aus dem Hafen abgeholt wurden, kostenpflichtig in ein nicht-bahnfähiges Zwischenlager umzufahren.

Für Exportcontainer, die per Bahn zum Hamburger Hafen verladen werden sollen, bedeutet die Situation, dass die Annahme an den Inlandsterminals der gegebenenfalls verweigert wird und Gestellungen beim Kunden verschoben werden müssen. Möglichkeiten der Zwischenlagerung in den Inlandsterminals sind ebenfalls am Rande der Kapazitäten und können nur in Einzelfällen realisiert werden. Für die Spediteure und Bahnoperateure ist das Zeitfenster für die Anlieferung von Export-Containern per Bahn oder LKW vor der Ankunft des jeweiligen Schiffes extrem reduziert, da die Kapazitäten für Containerstellplätze in den Terminals nicht ausreichen.

Die Disponenten der NAVIS werden in enger Absprache mit unseren Kunden versuchen, die Positionierung der Container optimal so zu steuern, dass das Zeitfenster für die Anlieferung der Export-Container an den Containerterminals eingehalten werden kann.