Sehr geehrte Damen und Herren,
die weltweiten Staus und Verzögerungen in der Containerschifffahrt bilden sich als Folge des gedämpften Welthandels inzwischen deutlich zurück. Laut einer aktuellen Pressemitteilung des Kieler Instituts für Weltwirtschaft befinden sich noch gut 8 Prozent aller weltweit verschifften Waren im Stau, in der Spitze waren es Ende 2021 fast 14 Prozent. Bereits den zweiten Monat in Folge ist der Anteil der im Stau befindlichen Container gefallen. Ein Grund dafür ist auch der nachlassende Seeverkehr in der Nordsee, worin sich der abgeschwächte Handel Deutschlands und der EU widerspiegelt.
Dadurch sind auch die Container-Terminalbetreiber in den Nordseehäfen Deutschlands, Hollands und Belgiens in der Lage, die Schiffe wieder zügiger und planmäßiger abzufertigen und auch wieder mehr freie Kapazitäten für Containerstellplätze anzubieten.
Erfreulicherweise erweitert sich für die Anlieferung von Export-Container an den Hafenterminals dadurch auch das Zeitfenster für die Spediteure und Bahnoperateure vor der Ankunft des jeweiligen Schiffes. Das bislang nach der Beladung beim Verlader u.a. aufgrund der VGM-Anmeldefrist sehr häufig notwendige und zudem Kosten verursachende sogenannte „Ausbremsen“ von Containern kann nunmehr in aller Regel vermieden werden.
Jetzt geht es wieder eher darum darauf zu achten, dass die Export-Container nicht zu früh im Hafen angeliefert werden. Denn für harmlose Export-Container gewähren die Containerterminals z.B. in Hamburg und Bremerhaven nach der Anlieferung in aller Regel nur 5 Lagergeld freie Tage vor Abfahrt des Schiffes. Für Gefahrgut-Container beträgt die Lagergeld freie Zeit sogar nur 1 Tag nach der Anlieferung. Für harmlose Import-Container gewähren die Containerterminals nach dem Löschen übrigens in aller Regel nur 3 Lagergeld freie Tage.
Zusätzlich sind nach wie vor die eingeschränkten Detention- bzw. Demurrage freien Tage seitens der Reedereien zu beachten, die je nach Reederei und Containertyp sehr unterschiedlich sein können.
Die Disponenten der NAVIS werden in enger Absprache mit unseren Kunden versuchen, die Positionierung der Container so zu steuern, dass das Zeitfenster für die Anlieferung der Export-Container an den Containerterminals optimal eingehalten wird.
Auch bei der Abnahme von Import-Containern hat sich die Situation aufgrund der derzeit etwas zuverlässigeren Fahrpläne der Linienreedereien verbessert und eine vorausschauende Transportplanung und Importverzollung ist für die Import-Spediteure nunmehr eher möglich.
Weltwirtschaftliche Hintergründe für die aktuelle Entwicklung in der Containerschifffahrt:
Zur Situation im Welthandel teilte das Kieler Institut für Weltwirtschaft in einer Pressemitteilung am 06.12.2022 mit, dass Deutschlands Außenhandel den negativen Trend der letzten Monate verfestigt, vor allem aufgrund eines Rückgangs der Exporte (-3,7 Prozent), während sich bei den Importen (+0,5 Prozent) eine schwarze Null abzeichnet.
„Für Deutschlands Außenhandel ist der Ausblick insgesamt düster, obwohl Materialengpässe nachlassen und die deutsche Industrie weiterhin von einem hohen Auftragsbestand profitiert“, sagt Vincent Stamer, Leiter Kiel Trade Indicator. „Dies zeigt Deutschlands schwierige Lage in einem abkühlenden Weltmarkt. Auch die steigenden Energiepreise belasten offenbar Deutschlands internationale Wettbewerbsfähigkeit. Der Rückgang im globalen Handel insgesamt dürfte auch eine Gegenbewegung zu dem stärkeren Vormonat Oktober sein. Allgegenwärtige Rezessionsängste gehen nicht spurlos am Welthandel vorbei.“
Für die USA signalisieren die Werte des Kiel Trade Indicator im Außenhandel nur wenig Bewegung im Vergleich zum Vormonat, etwas mehr Waren dürften beim US-Export (+0,8 Prozent) umgeschlagen werden, etwas weniger beim US-Import (-0,8 Prozent). Kaum Veränderung ist für Chinas Handel zu erwarten, Exporte (-0,1 Prozent) und Importe (+0,1 Prozent) dürften praktisch stagnieren.
Russland hat es trotz aller Sanktionsmaßnahmen des Westens geschafft, seinen Handel mit der Türkei und China auszuweiten. Der Schwarzmeerhafen Noworossijsk und vor allem der nahe China gelegene Pazifikhafen Wladiwostok zeigen im November eine deutliche Zunahme ankommender Containerladungen. Im für den Handel mit Europa entscheidenden Hafen Sankt Petersburg legt dagegen kaum noch ein Containerschiff an.