24. Jan., 2025Land-Verkehre

Im Hinblick auf das Erreichen von CO2-Grenzwerten sollte die EU stärker auf Technologieoffenheit und eine marktgetriebene Dekarbonisierung setzen. Nur so seien eine robuste Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Automobilindustrie und die ehrgeizigen Klimaziele miteinander vereinbar. So lautet das Ergebnis einer Studie des Centrums für Europäische Politik (CEP), die im Auftrag des Europäischen Automobilherstellerverbandes (ACEA) durchgeführt wurde.

Die Studie beleuchtet insbesondere die Auswirkungen der aktuellen CO-Flottengrenzwerte auf die Innovationskraft und Marktstellung der Branche im internationalen Wettbewerb und schlägt verschiedene politische Optionen vor, die einen flexibleren Ansatz zur Dekarbonisierung des Straßenverkehrs und somit auch des Straßengüterverkehrs ermöglichen sollen.

Die Studie schlägt verschiedene politische Optionen vor, die einen flexibleren Ansatz zur Dekarbonisierung des Straßenverkehrs ermöglichen sollen. Nach Ansicht der Forscher kann dies dazu beitragen, dass die europäischen Hersteller nicht an Wettbewerbsfähigkeit verlieren und gleichzeitig die ambitionierten Klimaschutzziele der EU eingehalten werden. Die Ökonomen des cep betonen in diesem Zusammenhang die zentrale Bedeutung des geplanten EU-Emissionshandels (ETS 2) sowie der damit verbundenen CO₂-Bepreisung. Laut der Analyse könnte die harmonisierte CO-Bepreisung dazu beitragen, die Emissionen im Straßenverkehr wirksam zu senken, ohne dabei unnötige Belastungen für die Industrie zu schaffen. In diesem Zusammenhang argumentieren die Autoren, dass eine gewisse Flexibilität bei den CO-Flottengrenzwerten für schwere Nutzfahrzeuge (Verordnung (EU) 2019/1242), Vans und Pkw (Verordnung (EU) 2019/631) klimapolitisch unbedenklich sei.

Besonders betont wird in der Studie das Risiko eines Wettbewerbsnachteils für europäische Hersteller gegenüber Unternehmen aus anderen Regionen wie China oder den USA. Dort bleibt die technologische Weiterentwicklung hocheffizienter Verbrennungsmotoren weiterhin ein Bestandteil der Dekarbonisierungsstrategie.

Die Autoren warnen davor, dass ein zu restriktiver regulatorischer Ansatz in der EU dazu führen könnte, dass heimische Hersteller Marktanteile verlieren und langfristig wirtschaftliche Nachteile entstehen. Daher spricht sich die Studie für eine ausgewogene Strategie aus, die neben der Elektromobilität auch alternative Antriebstechnologien berücksichtigt. Während batterieelektrische Fahrzeuge als zentraler Bestandteil der Transformation angesehen werden, halten es die Autoren für essenziell, auch Hybrid- und Verbrennungsfahrzeuge mit klimaneutralen Kraftstoffen weiterzuentwickeln. Eine solche Strategie würde nicht nur den Technologiewandel unterstützen, sondern auch Arbeitsplätze, industrielle Wertschöpfung und Forschung in Europa sichern.

Die Studie schlägt mehrere konkrete Maßnahmen vor, um die derzeitige europäische Regulierung anzupassen und somit eine realistischere, technologieoffene Herangehensweise an die Dekarbonisierung des Verkehrssektors zu ermöglichen. Im Einzelnen werden folgende Punkte skizziert:

  • Erweiterung der CO-Reduktionsziele um zusätzliche Technologieoptionen: Neben Elektro- und Wasserstoffantrieben sollten auch fortschrittliche Biokraftstoffe sowie synthetische Kraftstoffe zur Zielerreichung beitragen können. Eine solche Herangehensweise würde eine größere technologische Vielfalt fördern und den Übergang zur Klimaneutralität effizienter gestalten.

 

  • Verlängerung der Perspektive für Verbrennungsmotoren: Die Studie plädiert für eine differenzierte Betrachtung der Rolle des Verbrennungsmotors über das Jahr 2040 hinaus. Statt eines de facto-Verbots sollte der Einsatz von Verbrennungsmotoren mit CO₂-neutralen Kraftstoffen weiterhin möglich bleiben. Eine Option wäre die Einführung eines Anrechnungsmechanismus wie des Carbon-Correction-Factors (CCF), der klimaneutrale Kraftstoffe bei der Emissionsbewertung berücksichtigt.

 

  • Berücksichtigung nachhaltiger Biokraftstoffe: Fahrzeuge, die mit zertifizierten, nachhaltigen Biokraftstoffen betrieben werden, sollten regulatorisch bessergestellt werden, indem ihre CO₂-Bilanzierung angepasst wird. Dies würde einen zusätzlichen Anreiz schaffen, bestehende Flotten mit umweltfreundlichen Kraftstoffen zu betreiben.

 

  • Verbindliche Ausbauziele für alternative Kraftstoff- und Ladeinfrastruktur: Die Autoren schlagen vor, verbindliche Ziele für den Ausbau der Lade- und Tankinfrastruktur für alternative Antriebe entlang der europäischen Verkehrskorridore festzulegen. Sollte der Ausbau der Infrastruktur hinter den Erwartungen zurückbleiben, könnte dies als Kriterium für eine Anpassung der CO₂-Flottengrenzwerte herangezogen werden. Damit würde die Transformation der Fahrzeugflotten in direktem Zusammenhang mit dem realen Markthochlauf der Lade- und Betankungsmöglichkeiten stehen.

 

Die vorliegende Studie liefert wissenschaftliche Erkenntnisse und Impulse für die aktuelle Debatte über die Ausgestaltung der europäischen Klimapolitik im Verkehrssektor. Sie zeigt, dass eine marktbasierte, technologieoffene Herangehensweise nicht nur mit den Klimazielen der EU vereinbar ist, sondern zugleich die Innovationsfähigkeit der europäischen Automobilbranche stärkt und den Standort Europa im globalen Wettbewerb absichert.