
Das deutsche Exportmodell wie auch die Beschaffung von wichtigen Importgütern hängt nicht unerheblich von wenigen maritimen Nadelöhren ab. Als das Containerschiff „Ever Given“ im März 2021 den Suezkanal blockierte, geriet der Welthandel für Tage ins Stocken. Vier Jahre später zwingen Angriffe der Huthi im Roten Meer Reedereien zu wochenlangen Umwegen.
Diese Ereignisse sind Alarmsignale für eine hochgradig exportabhängige Volkswirtschaft wie Deutschland. Rund 50 Prozent des Handels mit Ländern außerhalb der EU laufen über den Seeweg und damit zwangsläufig über wenige verwundbare Engpässe. Eine aktuelle Ifo-Studie im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums zeigt, wie tief diese Abhängigkeit tatsächlich reicht. Die Studie „The Role of Maritime Chokepoints for German International Trade“ untersucht sechs zentrale maritime Engpässe: den Suezkanal, Bab al-Mandab, die Malakka-Straße, die Taiwanstraße, die Straße von Hormus und den Panamakanal.
Ergebnis: Im Jahr 2023 liefen 9,8 Prozent aller deutschen Importe über den Suezkanal, knapp 9,4 Prozent über Bab al-Mandab, 8,7 Prozent über Malakka und 7,1 Prozent über die Taiwanstraße. Hormus und Panama spielten mit weniger als 1 Prozent eine geringere Rolle. Bei wichtigen Rohstoffen liege diese Abhängigkeit teils bei mehr als 90 Prozent Auffällig ist, dass diese Werte seit 2019 weitgehend stabil sind – die Abhängigkeit ist also strukturell. Diese Ifo-Studie zeigt die tatsächliche Größe dieser Abhängigkeit und macht deutlich, warum Politik und Wirtschaft jetzt die Resilienz der Lieferketten stärken müssen