Am 18. September 2024 veranstaltete der Verein Hamburger Spediteure (VHSp) das 8. Best-Practice-Workshop unter dem Motto „Zoll trifft Logistik“. In Zusammenarbeit mit dem Zollamt Hamburg wurde über aktuelle Herausforderungen und innovative Lösungsansätze für die sichere Abfertigung von Importcontainern informiert. Auch die NAVIS war bei dieser Veranstaltung vertreten.
Der Workshop, bei dem auch die NAVIS vertreten war, bestand aus zwei Teilen und behandelte sowohl sicherheitsrelevante Themen als auch die geplante Digitalisierung des Freistellungsverfahrens.
Im ersten Teil der Veranstaltung lag der Fokus auf der zunehmenden Bedrohung durch die illegale Einfuhr von Drogen über den Hamburger Hafen. Vertreter des Hafensicherheitszentrums erläuterten, wie kriminelle Netzwerke Schwachstellen in der Logistikkette ausnutzen. Ein zentrales Thema war die Rolle sogenannter „Hafeninnentäter“, die sensible Informationen an kriminelle Organisationen weitergeben, um illegale Aktivitäten zu unterstützen. Dabei wurde deutlich gemacht, dass Drogenschmuggler Mitarbeitern im Hafen und der Logistik hohe Summen für die Weitergabe interner Informationen oder für Eingriffe in logistische Prozesse bieten. Gleichzeitig wurde darauf hingewiesen, dass diejenigen, die sich darauf einlassen und die Einfuhr von Drogen ermöglichen, zu Mittätern im internationalen Drogenschmuggel werden. Dies kann unter anderem langjährige Haftstrafen zur Folge haben.
Es wurde zudem die „Allianz Sicherer Hafen Hamburg“ vorgestellt, die als Reaktion auf diese Bedrohung ins Leben gerufen wurde. Ihr Ziel ist es, präventive Maßnahmen zu verstärken und die Beschäftigten im Hafen und in der Logistik für Sicherheitsrisiken zu sensibilisieren. Dazu gehören unter anderem Awareness-Veranstaltungen, die Herausgabe von Informationsmaterial und die Einrichtung eines anonymen Hinweisgeberportals. Diese Maßnahmen sollen helfen, Sicherheitslücken zu schließen und die illegale Einfuhr zu verhindern.
Der zweite Teil der Veranstaltung widmete sich der Digitalisierung des Freistellungsverfahrens für Importcontainer.
DAKOSY präsentierte die geplante Einführung eines einheitlichen digitalen Freistellungsprozesses namens „Secure Release Order“, der die bisherige PIN-Code-basierte Containerfreistellung schrittweise ersetzen soll und dadurch die Sicherheit bei der Importabfertigung erheblich verbessern wird. Die wesentlichen Aspekte dieses Prozesses sind:
- Authentifizierung und Weitergabe von Freistellrechten
- Dokumentation der Historie des Freistellrechts in German Ports
- Schutz vor unberechtigtem Datenzugriff und Manipulation durch die verschlüsselte Sicherung der Informationen auf der IT-Plattform German Ports
Sobald die gesetzliche Grundlage durch eine Änderung des Hafensicherheitsgesetzes geschaffen ist, soll eine zeitlich begrenzte Übergangsphase beginnen. Während dieser Phase müssen sich alle Akteure der Transportkette – Reedereien, Terminals, Speditionen und Transportunternehmen – auf das neue Verfahren einstellen und an die Plattform anschließen.
Die neue Plattform namens „German Ports“, die in Zusammenarbeit zwischen der DAKOSY Datenkommunikationssystem AG und der dbh Logistics IT AG entwickelt wurde, bietet zahlreiche Funktionen zur Containerverfolgung und unterstützt Logistikunternehmen durch eine nahtlose, digitale Abwicklung des Freistellungsprozesses. Ein besonderer Fokus liegt darauf, einheitliche Prozesse für die Container- und Freistellinformationen für alle großen deutschen Seehäfen (Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven) zu etablieren.
Zudem wird die Plattform in die bestehenden Port Community Systeme integriert. Für Bremerhaven und Wilhelmshaven ist dies die Business Information and Tracking Plattform (BIT) von dbh und für den Hamburger Hafen die Import Management Plattform (IMP) von DAKOSY.
Die Veranstaltung hat gezeigt, dass sowohl die steigenden Sicherheitsmaßnahmen im Hafen als auch die Digitalisierung der Containerprozesse entscheidende Schritte dafür sein können, um die Abwicklung von Importcontainern sicherer und effizienter zu gestalten.